Ausnahmsweise mal was ganz anderes hier. Der Begriff Postdemokratie ist hier im Blog schon des öfteren gefallen. Doch was ist darunter nun eigentlich zu verstehen? Das folgende Video von Gregor Gysi aus dem Bundestag erklärt den Begriff auch nicht vollends, allerdings buchstabiert er sehr detailliert die aktuellen Legitimationsprobleme der westlich-liberalen Demokratien angesichts der sich überschlagenden Finanzkrisen aus:
(Alle, die sich daran stören, dass hier jetzt sogar schon Bundestagspolitik stattfindet, können sich auch einfach an der Rede selbst erfreuen.)
Oha, bist du jetzt empfänglich für die Sozialdemagogie? 😀
Nein mal im Ernst: In der Tat eine gute Rede. Aber wo ist sie denn bzw. wo soll sie denn gewesen sein, die gute, richtige Demokratie? Mir scheint, der Begriff der Postdemokratie ist das neue Steckenpferd von Sozialdemokrat*innen aller coleur; dass diese notwendige Folge des bürgerlich und marktwirtschaftlich verfassten Staates ist, wird natürlich ausgeblendet – genauso wie das eigene Verschulden daran. Stattdessen übt Gysi eine (Schein-)Kritik an der Finanzwirtschaft. Die Produzieren ja gar nichts! Ach nee…
Etwas polemisch könnte man auch entgegnen, ob denn die nächste noch elaboriertere Ableitung einer Entfremdungsthese aus dem Fetischkapitel im Kapital konkrete Schritte gegen das hegemoniale Projekt der neoliberalen Schweine ermöglicht?
Regional sind zwar die Nazis ein großes und wichtiges Problem, in einer etwas weiteren Perspektive wäre doch aber zu fragen wie man gegen die angeht, die wirklich in der Lage sind Politik zu machen, die unser aller Leben dann beeinflusst.
Das muss ja deshalb noch nicht heißen, dass Linkspartei-wählen das alleinseligmachende Werkzeug ist. 😉 Aber diese Fragen müssen auf den Tisch. Es ist einfach nicht hinnehmbar, wenn sich die radikale Linke in MV zu solchen Fragen nur äußert, weil es (1) zuvor die Nazis gemacht haben und dann (2) außer Aufklärung im Sinne des Demokratieunterrichtes sich da keine eigene Position abzeichnet.
Also kannst du das auch als eine Einladung verstehen eigene Ideen für gehaltvollere Kritik (am liebsten auch mit einer Praxis) an der Finanzwirtschaft vorzustellen. 😉