Wer in den letzten Tagen die Presseschau im Radio oder Fernsehen gehört oder gesehen hat, wird nicht umhin gekommen sein, die wieder anschwellende Hetze und das verstärkte Abfeuern von Nebelkerzen in der Frage der griechischen Schuldenkrise zu vernehmen. Das Neue Deutschland hat speziell zur Rolle der Bildzeitung einen uneingeschränkt empfehlenswerten Artikel veröffentlicht.
Für alle, die zu faul sind sich selbstständig zu dem Thema zu belesen, sei dann hier eine Dokumentation empfohlen, welche die Geschichte der Krise aus einer parteiischen Position heraus in der Perspektive der Betroffenen erzählt. Die Doku zeigt die Lebensrealitäten der Menschen, denen alles genommen wurde und die angeblich immer noch über ihre Verhältnisse leben ebenso wie den Aufstieg der Nazis von Chrysi Avgi.
Das Anschauen des Filmes sollte auch über die tiefe Trauer angesichts einiger zerbrochener Fensterscheiben und abgebrannter Polizeifahrzeuge hin Frankfurt am Main hinweghelfen und möglicherweise ein wenig mehr Engagement und Solidarität der deutschen Linken befördern helfen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Schönes Thema!
ich finde besonders die Rolle der deutschen Leitmedien interessant. Sie macht nämlich genau das, was laut eigenem Kodex nicht ihre Aufgabe wäre.
Es ist doch so, kein Normalsterblicher sieht bei Kreditgeschäften auf diesem Niveau durch und in der Regel maßt sich auch kaum wer an, da durchzusehen. Aber das permanente Trommelfeuer deutscher Medien, bestehend aus den einfachsten Verkürzungen, Sinnentstellungen und hinken Vergleichen gibt dem Bürger genau die „einfachen Erklärungen“ an der Hand die gerade so ausreichen um die griechische Regierung verteufeln zu können.
Tatsächliches Verständnis der komplexen mathematischen Konsetrukte, die dort gehandelt werden, vermittelt allerdings kaum ein deutsches Medium. Die tollen „Erklärungen“ werden so zur Beihilfe zum Falschverstehen.
Jauch war da nur das einfachste Beispiel wie man ganz Plump eine komplexe Argumentation aus dem Zusammenhang reissen und sinnentstellt wiedergeben kann.
Man erzählt den Leuten hier alles sei so einfach, „die Griechen“ müssten nur Steuern zahlen, ihre Schulden bezahlen und Sparen… und dann würde Deutschland sogar großzügig dabei helfen und noch Geld dazugeben. Wie großzügig ist das denn? Wir edlen Deutschen!
Tatsächlich ist es aber eher so, dass man alle griechischen Schulden sozialisiert, den Privaten Konzernen also abgekauft hat. Griechenland ist nun hoffnungslos überschuldet und anstatt die Schulden zu streichen, da sie eh zu hoch sind um jemals zurückbezahlt werden zu können. Zwingt man das Land noch dazu, die bereits vorhandenen Schulden mit neuem Kreditgeld zurückzuzahlen.
Der Schuldenberg wird durch die deutsche Medizin so noch viel Größer. Für Deutschland hat es den bequemen Vorteil, das man nicht nur die bereits vorhandenen Griechischen Schulden nicht aus dem eigenen Buch streichen muss (weil unbezahlbar), sondern sogar noch neue Kredite vergeben kann.
Mit dem neuen Ankaufprogramm der EZB zum Aufkauf von Staatsanleihen, könnten alle griechischen Schulden mit einem Schlag gleich mehrmals beglichen werden. Es liegt also nicht an der politischen Machbarkeit des Schuldenschnitts, sondern daran, dass die eigene liberale Ideologie es nicht zulässt hier solche sozialistischen Marotten wie einen Schuldenschnitt zu diskutieren.